powerwalk

powerwalk going for a charge

GÆG – Thomas Huber & Wolfgang Aichner
Kurator – Dr. Christian Schoen
Projekttraeger – pilotraum01 e.V.

Für powerwalk stiegen die beiden Münchner Künstler Thomas Huber & Wolfgang Aichner im Rahmen einer einwöchigen Expedition als menschliche Energiestationen auf Europas größten Gletscher, den isländischen Vatnajökull.

Bei ihrer Unternehmung im September 2013 trugen sie mobile Windräder mit sich, mit denen sie permanent Strom aus Windenergie erzeugten. Die so generierte und in speziellen Akkus gespeicherte Energie markiert auch den künstlerischen Ertrag der Aktion. Das Gewinnen von Energie und deren Verbrauch, bei dem Projekt in zwei separaten Schritten inszeniert, entwickelt eine hohe metaphorische Qualität.

Mit powerwalk erschaffen die Künstler ein absurdes Bild, das den aktuellen Wettlauf der Industrieländer um natürliche Ressourcen und Energien und eine auf Effizienz, Profit und Unterhaltung ausgerichtete Gesellschaft thematisiert.

Die Aktion, filmisch und fotografisch dokumentiert wird installativ für Ausstellungen aufbereitet.

Aufladen
Die eigentliche Energiestation besteht aus zwei Windrädern, die als auf dem Rücken tragbare Einheiten konzipiert sind. Zusätzlich zu den weiteren Utensilien wie Zelt, Schlafsäcken und Verpflegung trugen die Künstler die Akkus mit sich, die im Laufe der einwöchigen Aktion die Windenergie gespeichert haben.

Ein Filmteam hat vom Basislager aus den Aufbruch der beiden Akteure dokumentiert, während die eigentliche Wanderung von einem Kameramann, den Künstlern und teilweise durch Helmkameras festgehalten worden ist. Der tägliche Fortschritt, sowohl im Sinne der zurückgelegten Wegstrecke und erklommenen Höhenmetern, des durchschnittlichen Kalorienverbrauchs und der gespeicherten Stromleistung wurden sorgfältig dokumentiert und ergänzt durch objektive Zustandsberichte und Prognosen zu Wetter, Windgeschwindigkeit etc.
Alle Daten wurden auf der Basis von Kartenmaterial zusammengeführt und (pseudo)wissenschaftlich ausgewertet. (CHARGE)

Entladen
Die auf dem Gletscher gewonnene und in Akkus gespeicherte Energie wird zurück nach Deutschland transportiert. Dort wird sie dazu genutzt zwei Waschmaschinen anzutreiben, die die Expeditionskleidung der Künstler waschen werden. Der Waschvorgang wird filmisch in Echtzeit aufgezeichnet und zwar solange wie der erzeugte Strom reicht.

Die Dauer dieses Films bestimmt ebenfalls die des zweiten Films, der die eigentliche Expedition dokumentiert. Beide Filme sind schließlich - neben den Artefakten (Windräder und Kleidungsstücken), der digitalen on-/ offline-Dokumentation und ggf. Fotografien - die zentralen Ausstellungselemente. Die beiden gleichlangen Filme werden im Ausstellungskontext einander gegenüber gestellt, d.h. der eine Film beginnt mit dem Aufbruch vom Basislager am Fuße des Gletschers, der andere mit dem Beladen der Waschmaschinen.

In Ergänzung zu der filmischen Installation im Ausstellungskontext wird zudem ein gesonderter Film geschnitten, der auf Filmfestivals eingereicht und später als DVD vertrieben wird. Des Weiteren wurde auszugweise Strom dazu generiert, zehn kleinere Akkus zu laden, die im Zusammenhang mit einer Fotografie, als Edition “GÆGpower“ angeboten werden.

Die Strecke
Die Strecke Im Oktober 1988 versuchten die Künstler Thomas Huber und Wolfgang Aichner den isländischen Gletscher Vatnajökull zu Fuß zu überqueren. In einem 2½ wöchigen Eissturm drohte das Unternehmen am Kraterrand des Grimsvötn Vulkans in einer Katastrophe zu enden.

Wie 1988 haben die Künstler auch für powerwalk den Weg mit bergsteigerischen Mitteln, also zu Fuß bewältigt und versucht, damit auch einen Teil ihrer persönlichen Geschichte aufzuarbeiten. Für das Projekt sollte die von den Künstlern 25 Jahre zuvor nicht begangene Reststrecke zwischen dem Gletscherrand bei Jökulheimar und der Schutzhütte am Kraterrand des subglazialen Zentralvulkans Grimsvötn zurückgelegt werden. Doch ein früher Wintereinbruch mit heftigen Stürmen zwang die Künstler immer wieder zu Rückzügen. Schließlich wurde das Lager im Hochland aufgegeben und der im Südosten liegende Sultartungnajökull als Zugang gewählt, am Skálafells-Seitenarm des Vatnajökull. Von hier aus wurde die Geländekante zur Hochfläche erreicht. (CHARGE)


GÆG - global aesthetic genetics
Der unfreiwillige Initiationsritus des isländischen Eissturms 1988 lieferte den Buchstaben Æ des Künstlerlabels GÆG, ein u.a. isländisches Schriftzeichen. Die damalige gemeinsame Grenzerfahrung schweißte die beiden Künstler als Freunde, später auch als Künstler zusammen.
2005 traten Huber und Aichner anläßlich des “Gentechnik- und Patentpolitikkritischen“ Projekts tilia inflata® erstmals öffentlich als Team in Erscheinung, mit ihrem Biennalebeitrag passage2011 gelang ihnen die erste aufsehenerregende Aktion.
www.gaeg.net

Thomas Huber
studierte Malerei an der Akademie der bildenden Künste München bei Horst Sauerbruch. 1993 startete er eine Reihe von aktionistischen Landart-projekten, vorzugsweise in arktischen Regionen. Ausgehend von Malerei beschäftigt er sich mit Objektkunst, Installation und Medien.
www.thomashuber.org

Wolfgang Aichner
absolvierte nach einem Architekturstudium in München ein Kunststudium an der University Of East London. Im Rahmen eines Stipendiums der New Yorker Pollock-Krasner Foundation arbeitete er ein Jahr in Dublin.
Zwischen 1997 und 2008 übernahm er Lehraufträge an drei Hochschulen.
www.wolfgang-aichner.de